Kassel, 02.02.2015: Der Verlag Weber & Zucht war ein Verlag für alternatives Leben, Gewaltfreiheit und Anarchismus in Kassel. Betrieben wurde er von Helga Weber und Wolfgang Zucht von 1976 bis 2014. Im Verlag Weber-Zucht sind 35 Publikationen erschienen. Die publizierten Bücher umfassen die Thematiken Gewaltfreiheit, alternatives Leben, gewaltfreie Aktion, Anarchismus, Kriegsdienstverweigerung und Pazifismus. Viele Schriften befassen sich mit Lew Nikolajewitsch Tolstoi, Mahatma Gandhi, Clara Gertrud Wichmann und Lanza del Vasto.
Der Großteil der Publikationen wird beim Graswurzel-Verlag auch in Zukunft zur Verfügung stehen. Wir danken allen Autoren, Freunden und Kunden für das über viele Jahre entgegengebrachte Vertrauen und hoffen, dass unsere Arbeit auch weiterhin einen positiven Einfluss auf eine friedlebende Gesellschaft hat. Der letzte Katalog des Verlags ist online hier. Weiterführende Information bei Wikipedia.
Gütekraft – Bart de Ligts humanistische Geestelijke Weerbarheid
Arnold analysiert das gewaltfreie Kampfkonzept des nierderländischen Atheisten und Sozial-Anarchisten de Ligt (1883-1938) und meint, dass es ein Gütekraft-Konzept ist. Er untersucht es zunächst auf dem weltanschaulichen Hintergrund. Wobei die Fragen von Religion, Atheismus, Wahrheit, atheistische Überzeugung diskutiert werden. Was bedeutet weiterhin Geestelijke Weerbarheid (geistig-sittliche Wehrhaftigkeit). Welches Kampfkonzept, welche Methoden gegen Krieg und zur Erlangung von Frieden oder zur Verteidigung von Revolution sind darin enthalten? De Ligt hat einen umfassen Katalog von Maßnahmen entwickelt, die dargestellt und auf Wirksamkeit und Erfolg erörtert werden.
Aus dem Vorwort
Der Atheist und der Hindu, beide widmen ihr Leben dem Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden. 1931 treffen sie sich in der Schweiz.
Schon Jahre vorher hat Bart de Ligt an Gandhi geschrieben, um ihn zur ausnahmslosen, absoluten Verurteilung von Krieg, Militarismus und Nationalismus zu bewegen.
Der Inder lehnt das ab, er distanziert sich nicht von seinen Kriegseinsätzen 1899 und 1906 oder seinem Versuch dazu 1918. Der niederländische Humanist warnt in einem Zeitschriftartikel vor „Messianismus“, göttlicher Überhöhung Gandhis – durchaus in dessen Sinne. In einem weiteren Beitrag kritisiert er ihn 1934 mit äußerst scharfen Worten, weil er in ihm einen indischen Nationalisten sieht. Angeregt durch Aldous Huxley, schreibt Bart de Ligt drei Jahre später das Buch The Conquest of Violence. Es verbreitet sich sofort in England – neben Richard Greggs The Power of Non-Violence – als „das Handbuch gewaltfreier Revolution“. Darin führt B. de Ligt Aktionen unter Gandhis Führung als vorbildlich an. Er gewinnt den weltweit hoch geachteten Inder zur Unterstützung der Gründung einer internationalen Friedens-Versammlung in Paris. Viele Jahre arbeitet der Mitbegründer der War Resisters’ International für die Staatsgrenzen überschreitende Zusammenarbeit friedensengagierter Gruppen und Einzelpersonen.
Als Gandhi 1931 aus Europa nach Indien zurückkommt, betont er seine schon früher geäußerte Auffassung, dass er nach Gesprächen mit Atheisten statt des Satzes „Gott ist die Wahrheit“ von der Aussage überzeugt sei: „Die Wahrheit ist Gott“, d. h. „Wahrheit“ ist das höchste, das alle Menschen verbindet. Wir dürfen vermuten, dass der Impuls dazu aus dem Schweizer Gespräch mit dem großen Humanisten und leidenschaftlich engagierten Freidenker kommt.