Herausgeber: Institut für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktaustragung
Howard Clark zeigt, wie die Gewaltlosigkeit der Kosovo-Albaner beinahe einen blutigen Krieg verhindert hätte.
Er beschreibt die verschiedenen Stationen des Kampfes der Kosovo-Albaner, die Stärke und das Potential dieser Bewegung mit schließlich sich einstellender Stagnation und den Wiederbelebungsversuchen und analysiert die Erfolge und Grenzen der Gewaltlosigkeit im Kosovo, wie sie hätte wirkungsvoller werden können und welche Lehren für friedenskonsolidierende Maßnahmen zu ziehen sind. Er geht auf das Versagen der internationalen Diplomatie und Regierungen ein, die die Gewaltlosigkeit der Kosovo-Albaner als Selbstverständlichkeit hinnahmen, nicht angemessen auf die Kriegsgefahr reagierten und keine Maßnahmen zur Verhinderung des Krieges ergriffen. Schließlich untersucht er die Bedeutung der Kosovo-Tragödie für andere Bewegungen des zivilen Widerstandes weltweit. Die Bedeutung der hier behandelten Vorgänge für die Geschichte des Balkans liegt darin, daß sie angesichts der Katastrophe in Bosnien alternative Möglichkeiten aufzeigten und dazu beitrugen, daß der Krieg acht Jahre lang verhindert werden konnte. Der Kosovo war ein Ort, wo eine erste Analyse eigentlich zu dem Ergebnis kommen musste: „Die Gewaltlosigkeit kann hier nichts bewirken.“ Der Gegner war ja ein notorischer ,ethnischer Säuberer‘, und dem zivilen Widerstand fehlte ein direkter Hebel, um durch eine Verweigerung der Zusammenarbeit Wirkung erzielen zu können. Und doch ist durch Gewaltlosigkeit viel erreicht worden.
Howard Clark war als Koordinator der War Resisters’ International (Internationale der KriegsdienstgegnerInnen) während der 90er Jahre an Friedensinitiativen im Kosovo beteiligt und Gründungsmitglied des Balkan Peace Team, das für einen Dialog zwischen Serben und Kosovo-Albanern arbeitete.
Übersetzung aus dem Englischen von Jobst-Christian Rojahn